Super Vorstellungsgespräch, keine Reaktion – was ist da los?
Du bist mit einem super Gefühl aus dem Vorstellungsgespräch gegangen; der Personaler war verbindlich, hat gelächelt, vielleicht hast Du sogar eine persönliche Verbindung gespürt. Und jetzt das: Es sind schon 2 Wochen vergangen und du hast noch keine Rückmeldung. Zunächst einmal: Nein, das ist wirklich kein gutes Zeichen, aber das muss nicht an Dir liegen.

5 wahrscheinliche Szenarien:
Die vielleicht wahrscheinlichste Option ist, dass in dem Unternehmen nicht alle Prozesse dem Standard entsprechen. Es kann viel schiefgehen, bis hin zur Mitteilung der Entscheidung;
Dein Entscheidungsträger könnte beispielsweise krank oder im Urlaub sein. Dadurch werden selbst in größeren Unternehmen oft Vorgänge aufgehalten. Hier wäre Geduld geboten; aber Du darfst nach zwei Wochen gern eine freundliche Nachfrage zum Stand der Dinge stellen. Keywords sind hier „eine“ und „freundliche“. Denn wenn sich die Entscheidung verzögert, weil eine wichtige Person verhindert ist, geht es eben nicht schneller, auch dann nicht, wenn Du Druck machst.
Der Faktor Mensch. Menschen machen Fehler und diese können im Prozess eine Rolle spielen. Selbst das ordentlichste Bewerbungsportal verlangt i.d.R. sehr viele manuelle Schritte und diese bieten viel Potential für Fehler.
Sollte einer oder mehrere übersehen werden, kann die Absage auf halbem Wege abhandenkommen. Hier ist es jedoch meist sicher, dass Du eine Absage erhalten wirst. Denn eine Zusage bindet Fachabteilungen, die Personalabteilung und zuallererst den Vorgesetzten, der Dich ja in seinem Team haben wollen würde und Druck macht, dass alle Schritte auf dem Weg zum unterschriebenen Arbeitsvertrag eingehalten werden.
Bei einer Absage ist das Unternehmen jedoch nicht am Bewerber interessiert und damit ist eine Absage häufig nicht Priorität 1 und landet ganz unten auf der Aufgabenliste. Keine Frage, das ist unhöflich und nicht besonders weitsichtig, denn kununu-Bewerber-Bewertungen und selbst die stille Post durch das soziale Umfeld können große Kreise ziehen und am Ende kann ein schlechter Ruf zu Bewerbermangel führen, aber das ist nunmal die Realität.
Der Betriebsrat hat die Stelle nicht im Vorfeld bewilligt oder es gab Budget-Streichungen, sodass der Besetzungsprozess ausgesetzt werden muss. Oft werden verschiedene Vorgänge parallel angestoßen. Die Abteilung könnte sich also intern um das Budget und die Freigabe durch den Betriebsrat bemühen und gleichzeitig schon den Ausschreibungsauftrag an die Personalabteilung geben, damit die Time to hire nicht unnötig langgezogen wird. Denn obwohl einige Schritte aufeinander aufbauen, wird hier parallel und gestreut gearbeitet, damit Vakanzen schnell gefüllt werden. Das ist gängige Praxis und unproblematisch, wenn alles glattgeht. Du als Bewerber bekommst das erst mit, wenn etwas nicht so funktioniert, wie vom Hiring Manager geplant. Wenn Deine Stelle also auf „on hold“ ist, dann gibt es wenig Möglichkeiten, den Prozess zu beschleunigen. Auch hier solltest Du Dich etwas gedulden und hoffen, dass man Dir das offen kommuniziert. So kannst Du nämlich für Dich entscheiden, ob Du Dich weiter umsiehst oder weiter abwarten möchtest.
Nicht nur in großen Unternehmen, sondern auch bei KMU können die Kommunikationswege lang sein, vor allem dann, wenn sich in dem Unternehmen gerade viel ändert oder mit einem Personalberater oder -dienstleister zusammenarbeitet. Da die Aufgabengebiete von Personalmanagern vielseitiger und umfangreicher werden, wird die Personalbeschaffung immer öfter ausgelagert und es bedarf zusätzlichen Abstimmungsaufwands. Das bedeutet einfach, dass es manchmal etwas länger dauert bis man eine Rückmeldung erhält. Denn statt einer oder zwei Personen aus einem Unternehmen, müssen die Termine von mehreren Personen aus mehreren Unternehmen koordiniert werden. Man kann sich nicht schnell auf dem Flur oder der Teeküche absprechen, sondern hat immer einen längeren Amtsweg. Wenn Du also merkst, dass das Unternehmen Dienstleister beauftragt hat, dann sei nicht zu ungeduldig. Die Arbeit ist oft verlässlicher und die Betreuung während des Bewerbungsprozesses ist wesentlich zuverlässiger.
Du hast nicht perfekt auf den Job gepasst, Du bist ein B+-Kandidat, der den Job bekommt, wenn der A-Kandidat nicht zusagt. Die Stelle muss jetzt vielleicht endlich besetzt werden, aber es gab einfach jemanden mit mehr Erfahrung, (mit mehr relevantem Wissen und mit passenderem Entwicklungspotential, möglicherweise einem besseren Teamfit,) aber der muss erst noch zusagen. Sollte er/sie zusagen, bist Du raus. Wenn nicht, bekommst Du den Job.
Aber willst Du den Job? Die meisten Personaler können nach ein paar Jahren wirklich abschätzen, ob der Bewerber ins Team passt oder nicht. Oft ist noch ein Abteilungsleiter dabei, der sagt, ob man fachlich kompetent ist. Wenn Du also kein A-Kandidat bist, ist der Job wahrscheinlich auch nicht perfekt für Dich. Dementsprechend solltest Du für Dich überlegen, ob Du in einem anderen Unternehmen auf einer anderen Stelle oder in einer anderen Branche glücklicher und erfüllter bist.