Gehälter in Berliner Start-Ups
Das Thema Gehalt ist in Deutschland nach wie vor so intransparent wie kein anderes. Es ist kaum üblich, Angaben über das Gehalt in ausgeschriebenen Stellenanzeigen zu veröffentlichen. Bewerber können demnach auch nur schwer einschätzen, ob sie mit ihren Vorstellungen genau richtig liegen. Selbst unter Freunden oder innerhalb der Familie wird teilweise geschwiegen, wenn es um konkrete Zahlen beim Gehhalt geht. Im Unternehmen wird man i.d.R. angehalten, sich nicht über vertragliche Inhalte auszutauschen. Wenn es dann aber doch einmal passiert und z.B. der Teamleiter SEO bemerkt, dass der Teamleiter SEA mehr Gehalt bekommt, obwohl er jünger und noch nicht so lange im Unternehmen tätig ist, ist Unmut vorprogrammiert.
Wir merken also, dass es hier um ein sensibles Thema geht, über das kaum offen und ehrlich gesprochen wird.
The Berlin Startup Salary Report
Profitieren wir nun von den Vorteilen der anonymen Befragung.
Im Mai 2016 veröffentlichte “Berlin Startup” interessante Daten und Fakten zum Thema Gehälter bei Startups in Berlin. Die hiesige Startup Szene blüht schon seit mehreren Jahren auf und der Trend, sich als Arbeitnehmer bewusst für ein Startup zu entscheiden, scheint auch nach der ersten Euphorie-Welle kaum rückläufig zu sein.
Wenn wir im Recruiting unsere Bewerber fragen, warum sie Interesse daran haben, in einem Startup zu arbeiten, sind dies die 3 häufigsten Antworten: mehr Gestaltungsfreiraum, flache Hierarchien und damit schnellere Entscheidungswege. Es besteht also ein hohes Interesse daran, sich einbringen zu können. Keiner möchte in der Routine untergehen und es ist schön zu merken, wenn der eigene Beitrag wichtig ist und Wirkung zeigt.
Doch es wird nicht nur mit der rosaroten Brille auf die Startup-Welt geblickt. Uns interessiert auch, was mögliche Nachteile bei der Arbeit in einem Startup sein könnten.
Einig sind sich unsere Bewerber darüber, dass das Arbeiten in einem Startup meist mit Überstunden verbunden ist und dass Abstriche im Gehalt dazu gehören. Lohnt sich das, in einer Zeit, in der alles teurer zu werden scheint? In einer Zeit, in der uns Ärzte immer und immer wieder an die Wichtigkeit des Abschaltens erinnern und erst recht daran, wie schädlich Stress für unsere Gesundheit ist? Scheinbar ja, denn die Kombination macht die Zufriedenheit im Job aus!
Der große Berliner Startup-Gehaltsreport hat, basierend auf 3.388 befragten Personen, seine Auswertungen veröffentlicht. In dem Report machten die Teilnehmer Angaben zu ihrem Gehalt, ihrer Berufserfahrung, der Branche, in der sie tätig sind und zu ihrer Zufriedenheit, bezogen auf ihre aktuelle Tätigkeit. Die Ergebnisse bringen interessante Beziehungen zum Vorschein. Auf einige dieser Ergebnisse möchten wir im Folgenden näher eingehen.
Gewinner
Aus dem Report lassen sich klare Gehalts-Gewinner erkennen. Software DeveloperInnen und ManagerInnen schneiden am besten ab. Zwar steigen die jungen Software DeveloperInen mit bis zu 2 Jahren an Berufserfahrung mit einem höheren medianen Gehalt ein, als die jungen ManagerInnen, sie werden aber im Laufe der Jahre schnell eingeholt und sogar übertrumpft. Nach 10 Jahren an Berufserfahrung erreichen die ManagerInnen einen medianen Gehaltswert von 5.300 EUR Brutto im Monat. Die Software DeveloperInnen mit der gleichen Erfahrung landen da “nur noch” bei 5.000 EUR Brutto.
Verlierer
Wo es Gewinner gibt, gibt es leider auch Verlierer. Die Positionen mit den niedrigsten Einstiegsgehältern bei bis zu 2 Jahren Berufserfahrung sind Sales (1.950 EUR) und Design (2.000 EUR). Während DesignerInnen jedoch aufatmen können, da sie es sogar bis auf die Gehaltsstufe der Software DeveloperInnen schaffen können, muss Sales auch hierbei den Kürzeren ziehen. Mit gerade mal 2.500 EUR bei über 10 Jahren Erfahrungen, schneiden diese am niedrigsten ab.
ABER: An dieser Stelle nicht den Kopf hängen lassen, liebe Sales ManagerInnen. Es wird hier von dem mittleren Gehaltswert gesprochen, Eure Provisionen und Bonusse sind nicht mit inbegriffen. Gute Leistung zahlt sich bei Euch in jedem Falle aus!
Zufriedenheit der Arbeitnehmer in Startups
Weitere spannende Elemente des Reports sind die Zufriedenheit der Beschäftigten im Bezug zu dem Standort (Berlin vs. nicht-Berlin), sowie die der Art des Unternehmens (Startup vs. nicht-Startup).
Generell gaben 63,4% der Befragten an, mit ihrer aktuellen Position nicht zufrieden zu sein. Damit bleiben uns gerade mal 36,6% zufriedene Vollzeit-Beschäftigte. Da schneidet unser beliebtes Startup-Mekka Berlin nicht besser ab, als andere Standorte im Rest Deutschlands. 75,4% der unzufriedenen Befragten arbeiten nicht in Berlin. Mit ähnlichen Zahlen schneiden auch die Startups ab. 73,4% der Unzufriedenen arbeiten in klassischen Unternehmen.
Unser Fazit
Die Kombination macht’s!
Im Report ist zu erkennen, dass die Zufriedenheit in Startups höher ist, als in nicht-Startups und dass Beschäftigte am Berliner Standort glücklicher sind, als außerhalb der Hauptstadt. Ja, es gibt Gehalts-Gewinner und -Verlierer. Was Dir persönlich wichtiger ist, musst Du selbst entscheiden. Ist es die Zufriedenheit mit der Arbeit durch ein hohes Gehalt? Oder bist Du bei den richtigen Aufgaben und einer etwas lockereren Arbeitsumgebung auch ohne hohes Gehalt zufrieden? Diese Entscheidung können wir Dir nicht abnehmen, hoffen aber, dass Dir dieser Artikel weitergeholfen hat!
Du möchtest den ganzen Report lesen? Hier gelangst Du zu dem originalen Artikel: https://jobspotting.com/de/journal/berliner-startup-gehaltsreport/
Wenn Dich die Themen “Gehaltsunterschiede bei Männern und Frauen, Berufserfahrung und dem Alter des Unternehmens” ebenfalls interessieren, empfehle ich Dir folgenden Artikel von meiner Kollegin Ilka: Die Gehaltsfrage: Was bin ich eigentlich wert?