Arbeitgebersiegel – kosten viel und bringen eh nichts, oder?
Arbeitgebersiegel – kosten viel und bringen eh nichts, oder?
“Kommt darauf an, wie man rechnet”, sagt unsere Autorin über Arbeitgebersiegel
Wenn am 16. Februar um 18.00 Uhr im Pfefferwerk in Berlin mal wieder ein Preis für die besten Arbeitgeber in Berlin und Brandenburg übergeben wird, fragen sich viele Personaler – was bringt mir das? Dann haben sie ihre Recruitingkosten im Kopf und grübeln, wie sie den Aufwand für solche Preise in ihre Kosten-Nutzenrechnung einbauen sollen. Viele stehen unter Einstellungsdruck und einem “Zuviel an Tagesgeschäft”. Da ist die Versuchung groß, auf den finanziellen, personellen und organisatorischen Aufwand, den eine solche Veranstaltung mit sich bringt, zu verzichten. Schließlich kann man stattdessen unter den Dutzenden Anbietern und Siegeln in Deutschland genau die auswählen, für die man einfach nur bezahlt. Kurz eine Selbsteinschätzung abgeschickt und schwupps – kann die eigene Karriereseite schon mit einem Siegel verschönert werden.
Doch wer so denkt, denkt zu kurz. In Berlin haben sich die Wirtschaftsförderung Berlin Partner, der Tagesspiegel und die Vereinigung der Unternehmerverbände Berlin Brandenburg bewusst für das Great Place to Work Institut entschieden. Angepasst an die für die Region so typischen Unternehmensgrößen mit Betrieben unter 250 Beschäftigten, werden gemeinsam seit bereits 5 Jahren beispielsweise erfolgreiche Startups wie Immobilienscout24, ein REWE Markt oder ein Steuerbüro ausgezeichnet.
Mit Studien von Stellenbörsen und Bewertungsportalen wie kununu ist es wie mit Anwälten oder Ärzten. Frage 3 Personen und erhalte 5 Meinungen. Auch HR Blogs helfen nicht weiter. Die einen behaupten, dass Bewerber sehr wohl auf Siegel und Preise achten. Es sei ihnen wichtig, ob Unternehmen aktiv an einer Unternehmenskultur arbeiten, oder nicht. Andere glauben hingegen nicht daran, dass dies einen Einfluss auf auf Bewerber hat, zumindest aber nicht daran, dass es sie abhalten würde. Unausgesprochen einig scheinen sich alle zu sein, dass es einen Zusammenhang zwischen Recruiting, also dem gewinnen neuer Talente, und Arbeitgeberpreisen gibt. Weniger lese ich darüber, dass es auch eine langfristige Investition in die Arbeitgebermarke ist, wenn man sich dauerhaft mit Themen wie Familienfreundlichkeit beschäftigt. Das ist dementsprechend das Konzept von Great Place to Work. Sie begleiten Unternehmen langfristig bei diesen Themen, um nachhaltigen Erfolg zu schaffen.
Doch was unterscheidet das Great Place to Work Siegel so sehr von anderen?
„Ich ersetzte damit komplett eine Mitarbeiterbefragung“, sagte mir eine Kollegin aus einer befreundeten Firma. Bei einem anderen Unternehmen strahlt mich ein Plakat an, auf dem mir bunte, stets nach oben weisende Kurven stolz zeigen, dass man sich jährlich der genauen Befragung durch die professionellen Berater von GPTW stellt. Das geht auch, ohne am eigentlichen Wettbewerb teilzunehmen. Und so wird auch in diesem Jahr bei dieser Firma kein Siegel als Bester Arbeitgeber auf der Karriereseite prangen. Ich nenne das authentisch und ehrlich. Es zeigt, dass jedes Unternehmen seinen eigenen Weg suchen muss, unbeirrt von Empfehlungen und Studien ausprobieren muss, was passt.
80 % der Bewertung wird aus direkten und indirekten Befragungen der Mitarbeiter gewonnen. Schönen unmöglich. In Workshops in den Unternehmen werden Themen bearbeitet und neue Themen vereinbart, an denen man wachsen will.
„Es sind auch die kleinen Dinge, die wir würdigen wollen.“ sagt Andreas Schubert, der Geschäftsführer des in Köln ansässigen Institutes. Die Mitarbeiter eines Rewemarktes in Oranienburg finden bei der Rückkehr aus dem Urlaub einen Willkommensbrief vor, und fühlen sich vom Chef gewertschätzt. Es sind genau diese Geschichten, die auch solchen Unternehmensvertretern Mut machen, die keine großen finanziellen Mittel für Teamevents, Firmenyoga und Co haben.
Im März dann findet wie jedes Jahr die deutschlandweite Ehrung statt, gefolgt vom Europa-Wettbewerb. Wer sich vergleichen will, hat über die eigene Region hinaus also noch viel Luft nach oben.
Austausch der Personalverantwortlichen untereinander zu fördern ist dann auch das Konzept der Preisverleihung. Ich freue mich auf Inspirationen und darauf, mit meinen HR-Kollegen zu plaudern. Denn das ist diese jährliche Preisverleihungsveranstaltung eben auch – eine gute Gelegenheit alte und neue HR Kollegen zu treffen!
Weiterführender link: http://www.greatplacetowork.de
Antje Rabenalt, Februar 2017