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Erfahrungsbericht von Aix Concept

„Wir robben in den Schulen durch den Staub“

AIXCONCEPT über die Digitalisierung von Schulen und wie iRecruiting sie dabei unterstützt

Woran es bei der Digitalisierung der Schulen wirklich hapert: Volker Jürgens von AixConcept über Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Bildungsträgern und warum ihm das iRecruiting eine gute Unterstützung war und ist.

Die Nähe zu den IT-Verantwortlichen in den Schulen und zu den Problemen vor Ort sei das wichtigste Kriterium für die erfolgreiche Zusammenarbeit, erklärt Volker Jürgens, Geschäftsführer von AixConcept. Auf der Suche nach weiteren kompetenten Mitarbeiter*innen hat AixConcept das Angebot der interim Group getestet und ist überzeugt: Der Prozess war nicht einfach, aber das Ergebnis ist ein voller Erfolg. 

Als sich 2003 drei Geschäftsführer aufmachten, AixConcept zu gründen, war die Vision, die technischen Möglichkeiten, die das Internet damals schon geboten hat, sinnstiftend für Schulen einzusetzen. Ursprünglich hatten sie die Idee, das Internet als Wissensbibliothek zu nutzen, zum Beispiel Fotos oder Animationen von Vulkanausbrüchen oder Abläufen, die es bis dato nur analog gab, plastisch darzustellen.

Heute hat das Internet einen ganz anderen Charakter gewonnen, es hat sich im Laufe der Jahre stark gewandelt: Neben Kommunikation und Zusammenarbeit geht es in die Bereiche Videokonferenzen, Dokumentenaustausch, Zusammenarbeit in Gruppen. Das war damals noch gar nicht denkbar. Damals war der Ansatz, eine Wissensbibliothek mit Bildern und Videos zu schaffen, wie sie auch heute noch von Universitäten genutzt wird.

Oft fehlt die Bereitschaft, sich auf Digitalisierung einzulassen

„Das Besondere unserer Firma ist, dass wir eines der wenigen Unternehmen in Deutschland sind, die ausschließlich für Schulen arbeiten“, sagt Volker Jürgens. Widerstände sieht er eigentlich keine „außer den dicken Brettern, die wir manchmal bohren müssen: Die Bereitschaft, sich auf Digitalisierung einzulassen, und immer wieder der Aufschrei, dass kein Geld da sei – was aber momentan definitiv nicht stimmt.“

Der größte Erfolg von AixConcept ist, dass das Unternehmen sich schon 17 Jahre auf dem Markt behauptet, langsam und kontinuierlich ist es gewachsen. Wenn Unternehmen zu schnell wachsen, kann die Qualität leiden, denn das Wachstum muss immer mit Personal unterfüttert werden. „Darum arbeiten wir ja mit der interim Group zusammen, wir brauchen gute Leute.“

AixConcept ist ein gut organisierter Mittelständler, flexibel im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs, und kann daher direkt vor Ort helfen. Mit mittlerweile mehr als 50 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und einem starken Netzwerk von Partnern können sie überall sein, wenn es nötig ist, wobei viele Dinge sich auch remote lösen lassen. Die regionale Nähe ist gut und wichtig, aber noch wichtiger ist die Nähe zur Schule – ein großer Vorteil, den haben viele andere nicht. Und: AixConcept setzt auf Industriestandards.

Prominente, die erklären, wie digitale Schule geht …

Politik setzt Rahmenbedingungen und bewilligt Mittel, schafft damit gute Voraussetzungen. Aber der Schulträger vor Ort entscheidet. Wenn die Mittel der Politik nicht abgerufen werden, wenn Schulleitung oder IT-Verantwortliche sich nicht bewegen, versandet das Angebot. „Ich wünsche mir oft kürzere Entscheidungswege, aber das dauert halt“, sagt Jürgens.

Was die IT-Experten nicht brauchen können sind Prominente, die durch die Lande ziehen und erklären, wie Digitalisierung in der Grundschule geht. Solche Diskussionen im Fernsehen oder auf der Straße braucht kein Mensch, vor Ort wird die Arbeit gemacht. „Wir robben durch den Staub in den Schulen, wir sind extrem nah dran und haben den direkten Kontakt, das ist das A und O“, erzählt Jürgens. „Wir reden mit Schulleitern, Lehrern und den Systembetreuern in der Schule eins zu eins und bauen ein Vertrauensverhältnis auf, das brauchen wir, um gemeinsam die Digitalisierung voran zu bringen. Das hat nicht nur mit reiner Technikkompetenz zu tun, sondern damit, dass wir die Sachzwänge kennen, und mit der Nähe zu den Leuten.“

Kein Schulleiter-Bashing

Darum nütze es nichts, auf die Schulleiter einzuprügeln. Zum Beispiel gab es Gespräche mit der Leitung einer Schule, die willens ist, etwas zu unternehmen, um die Schule in die digitale Zukunft zu führen. Sie hat keine Ahnung, wie genau, wohl aber das Ziel, sich auf den Weg zu machen, und ist bereit, Hilfestellung anzunehmen. Dann sitze da ein Sitzungsrat und schaue auf den Plan und sage „Ach nein, das wollen wir nicht.“

Das Beispiel zeigt: Pauschal auf die Leute einzuprügeln bringt nichts, man muss im Einzelfall sehen, wo es klemmt. Oft scheitert es an Strukturen, aber „wir bewegen etwas, es geht voran!“ Davon ist Jürgens überzeugt.

Mit großer Skepsis ins Recruiting-Projekt mit der interim Group

Auf der Suche nach kompetenten Mitarbeiter*innen hat AixConcept schon einiges probiert und auch immer Erfolg gehabt. Aber es war jedes Mal mit viel Aufwand verbunden. Der normale Prozess mit Bewerbung, Sichtung, Gesprächen etc. kostete zu viel Arbeit. Darum stand die Frage im Raum, wie man das Prozedere optimieren könne.

Als die Interim Group sich meldete und anbot, die Mitarbeitersuche zu übernehmen, war die erste spontane Reaktion ablehnend: „Ich dachte, das sei das Dümmste, was ich machen könnte: einen vierstelligen Betrag auszugeben ohne Garantie, dass es etwas bringt.“ Dennoch sprach Volker Jürgens mit einer Personalverantwortlichen in Aachen, die ihm als Referenz genannt wurde und die eine eindeutige Empfehlung aussprach. So startete er das erste Projekt.

Es war ein „schlanker Prozess“, einmal in der Woche gab es ein Statement, wie die Lage sei, und am Ende standen Gespräche mit passenden Kandidaten – und tatsächlich wurden drei passende Leute gefunden und eingestellt. Damit relativiert sich natürlich auch die eingesetzte Summe, denn „normale“ Vermittler verlangen 30 Prozent eines Jahresgehalts. Von diesen Agenten, die von der Provision leben, war Jürgens enttäuscht, weil sie wahllos Profile reinschicken und damit viel Zeit stehlen.

interim Group arbeitet anders:

Zu Beginn des Projekts musste von AixConcept ein detailliertes Mitarbeiter-Profil erstellt werden, und am Ende schickten die Vermittler eine Vorauswahl von Kandidaten, die mit Testfragen begleitet wurde. Diese Kandidaten waren dann schon so vorqualifiziert, dass es in der ersten Runde drei Fachinformatiker eingestellt werden konnten.

„Die persönliche Ebene stimmt und die Zusammenarbeit ist professionell. Wir mussten uns ja auch darauf verlassen, denn wir gingen in Vorleistung und mussten auf jeden Fall bezahlen.“ Der Prozess war zu Beginn quälend, im Vorlauf musste man einige Zeit opfern. Denn je genauer die Vermittler wissen, worauf das Unternehmen wirklich Wert legt, desto gezielter finden sie die richtigen Leute, die zum Beispiel Erfahrung aus dem Schulkontext mitbringen, Fachkompetenz besitzen, aber auch die Persönlichkeit haben, die dazu passt, etwa eine intensive Beziehung zu den Kunden einzugehen, die sie betreuen. Als AixConcept-Mitarbeiter bauen sie ein starkes persönliches Beziehungsgeflecht auf, denn die Kunden möchten immer wieder „ihren“ Ansprechpartner sprechen, sie brauchen das Gefühl, dass jemand sich um ihr Anliegen kümmert.

AixConcept profitiert vom Digitalisierungs-Boom

AixConcept geht es gut. Der Anbieter von Schul-IT ist ein attraktiver Arbeitgeber, der von der Pandemie profitiert, in der die Schul-IT boomt. („Dafür können wir nichts.“) Daher werden weitere qualifizierte Bewerber eingestellt: Vertriebsmitarbeiter, Außendienstler, Programmierer (m/w/d).

Zum Beispiel werden Leute mit fundierter kaufmännischer Ausbildung gesucht, die nicht unbedingt einen Hochschulabschluss brauchen, aber eine solide Ausbildung haben sollten. Etwa für die Telefonakquise: keine „Drücker“, die durch Penetranz nerven, sondern zum Beispiel jemand mit guter Ausbildung, der seit Jahren im Vertrieb unterwegs ist und auf seine Gesprächspartner in der Schule eingehen kann. Solche Softskills zu evaluieren, ist oft schwierig.

Bei Programmierern ist es einfacher: Welche Fähigkeiten ein Programmierer hat, lässt sich abfragen, das kann er oder kann er nicht. Die Programmierer haben keinen Publikumskontakt, sie brauchen knallharte Skills, ebenso die Supporter. Sie können Fragen beantworten oder eben nicht.

Auf der Suche nach Kolleginnen und Kollegen mit soften und harten Skills baut AixConcept jedenfalls weiterhin auf die Unterstützung der interim Group.



Mit iRecruiting die richtigen Mitarbeitern finden lassen

Seit mehr als 7 Jahren sind wir Spezialisten iRecruiting und durften bereits über 300 Kunden in zig Projekten unterstützen. Mehr Informationen zum iRecruiting findest Du hier. Wenn Du also Fragen hast oder Unterstützung brauchst, kontaktiere uns auch gern direkt! Wir freuen uns auf Deine Anfrage: 030 68811140.

Du möchtest mehr zu AIXCONCEPT erfahren? > Website besuchen



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Insiderbericht Executive Search

Insiderbericht Executive Search

Eine Stellenausschreibung für einen Head Of oder jemandem auf dem C-Level ist eigentlich nur eine weitere Vakanz? Eine Stellenanzeigen schalten wird bestimmt reichen? Wenn Du diese Fragen beide mit „Ja“ beantwortest, weil Du in der Vergangenheit mal so zum Ziel gekommen bist, dürfte man wohl von großem Glück sprechen. Ein uns vorliegender Bericht einer anonymen Quelle zeigt, wie herausfordernd die Executive Search tatsächlich ist. 

Ein Recruiter packt aus

Vor wenigen Wochen erreichte uns in der Blogredaktion bei der interim Group ein Schreiben. Der Verfasser, der nicht genannt werden möchte, schreibt unter anderem folgendes:  

„Ich habe da was ganz Großes für euch. Alle da draußen denken, dass es bei einer offenen Stelle für einen Head Of Finance oder so reichen würde, eine Stellenausschreibung zu machen und zu warten. Aber das ist falsch!“  

In Zeiten, in denen Verschwörungstheorien im Internet nur so grassieren, könnte man diese Aussage natürlich als ein wirres Statement abtun. Allerdings strotzte das Schreiben geradezu vor Insiderwissen. Wir hatten es also offenbar mit einem echten Whistleblower zu tun. 

Mitarbeiter zu finden ist bei der Gängigkeit von unbezahlten Praktika und unterbezahlten Jobs den meisten HR-Abteilungen wohl zu einfach geworden. Und viele Denken, das wäre bei der Chefetage genauso“ , heißt es weiter. 

Enthüllung aus der Recruitingmaschinerie

Dem sei aber auf keinen Fall so: „Bereits grob gesagt gibt es extrem wichtige Unterschiede zur Besetzung von regulären Stellen. Besonders wenn es darum geht, selbst aktiv zu werden.“ 

Wir wollen Dir die Details soweit wie möglich ersparen. Über mehrere Seiten hinweg spricht die anonyme Quelle über die sog. Active Search“. Eine Methode, bei der potenzielle Mitarbeiter direkt angesprochen werden, anstatt auf den Eingang ihrer Bewerbung zu warten. Diese Ansprache erfolge meist über Businessnetzwerke wie LinkedIn oder Xing. 

„Das kann manchmal funktionieren. Eher selten. Aber meistens blitzt man damit ab, und das zurecht.“  

Die Ansprache von Mitarbeitern, die Leitungsfunktionen übernehmen sollen, müsse vielmehr individuell stattfinden. 

„Ein persönliches Treffen ist unabdingbar. Da reicht es nicht, einfach nur bei LinkedIn das gleiche Anschreiben an alle Kandidaten zu schicken und nur den Namen zu ändern. Nein, es braucht einer gezielten Ansprache, die auf den bisherigen Werdegang und Stationen des Lebenslaufes Bezug nimmt.“ 

Die Persönliche Motivation spielt eine große Rolle

Der persönliche Fit sei enorm wichtig. Bei der Anstellung von regulären Festangestellten ist das natürlich auch soaber „bei der Besetzung eines Head Ofs steht nun mal zu viel auf dem Spiel, als dass man sich Fehler erlauben könnte.“  Vielmehr gehe es um persönliche Motivation, Antriebe, das Mindset des Kandidaten. Mit einem Massenanschreiben komme man dementsprechend nicht weit. 

„Das haben zu viele Kollegen bereits probiert und sind daran kläglich gescheitert. Eine ausbleibende Besetzung ist die Folge.” 

Es gehe vielmehr darum, vom persönlichen Netzwerk Gebrauch zu machen, die Kandidaten vorrangig über das Netzwerk anzusprechen und von „Vitamin B“ zu profitieren. Was genau das ist, weiß offenbar nur die Quelle selbst. Feststeht: 

„Die Anzahl der Ansprachen ist viel geringer. Eine standardisierte Vorgehensweise gibt es nicht wirklich: Die Individualität der Kandidaten muss im Vordergrund stehen, sonst scheitert das Vorhaben von Anfang an.“  

Klassische Stellenanzeigen hätten hierbei nur wenig wert. Eine gezielte Bedarfsanalyse für die freie Position, die Identifikation, das Zusammenfassen einer Liste von Kandidaten, und der Gedanke im Kopf, dass der Kandidat kein Bewerber ist – all das sei „essentiell“. 

Fazit der Redaktion

Wir haben das Schreiben erstmal etwas verdauen müssen. Genaues Nachhaken bei unseren Kollegen hat aber tatsächlich ergeben, dass die Quelle wohl vertrauenswürdig ist. Sie haben ähnliche oder sogar exakt gleiche Erfahrungen gemacht und sind überrascht, dass sich jemand aus ihrem Kreis an uns gewandt hat. Schließlich würden wir die Executive Search in dieser Form bereits erfolgreich praktizieren. 

Aber vielleicht hat wohl etwas das Bewusstsein dafür gefehlt, was es wirklich zu beachten gilt, wenn Führungspositionen besetzt werden sollen. Wir hoffen jedenfalls, dass wir mit der Veröffentlichung hier etwas bewegen konnten und dass wir der anonymen Quelle gerecht geworden sind. 

„Recruiting ist kein Zuckerschlecken. Es gibt so viele Fallen, in die man treten kann. Machen Sie nicht die gleichen Fehler.“ 

Mit diesem warnenden Absatz endet das Schreiben. Wir bleiben auf jeden Fall dran und informieren Dich, sobald wir mehr herausgefunden haben. 

Unsere Kollegen haben sich bereit erklärt, für weitere Fragen zum Thema Executive Search Rede und Antwort zu stehen. Hier kannst du Dich an sie wenden.  

Autoren:
David Langner (Business Development Manager) im Gespräch mit
Paul Gerscht (Managing Director Köln)

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Active Sourcing richtig machen

Active Sourcing

Die Mitarbeitersuche fällt heutzutage vielen Unternehmen schwer. Trotz hübscher Bewerberportale, optimierter Stellenanzeigen und einer gesunden Kultur in Unternehmen kommen oft nicht die gewünschten Bewerbungen rein. Was kann dagegen unternommen werden?

Die Antwort: Active Sourcing – und das kannst Du lernen! In diesem Artikel erfährst Du die Vor- und Nachteile und erhältst wertvolle Tips für die Umsetzung.

Eine Definition

Die Übersetzung des Begriffs „Active Sourcing“ legt in diesem Kontext schnell nahe, worum es geht. Mindestens irgendetwas mit „aktiv“, und das „Sourcing“ klingt nach Quellensuche. Und so ziemlich genau das ist es auch: „Active Sourcing“ ist die eigenständige und proaktive Recherche und Ansprache von potenziellen Mitarbeitern. Das klingt erstmal nach zusätzlicher Arbeit, aber wenn eine präzise definierte, sehr gefragte und/oder schwer zu besetzende Stelle bei Dir im Unternehmen ausgeschrieben ist, führt fast kein Weg daran vorbei.

Konkret gesagt bedeutet Active Sourcing, proaktiv auf potenzielle Kandidaten zuzugehen, die für offene Stellen in deinem Unternehmen in Frage kommen. Dafür stehen Dir grundsätzlich zwei Wege offen: Externe („Talent Sourcing“) oder interne Kanäle.

„Talent Sourcing“ findet vor allem über Businessnetzwerke wie LinkedIn oder Xing statt. Durch das sogenannte „Profilemining“ (s.u.) findest Du interessante Profile und kannst eine erste Sortierung vornehmen. Ob du die Kandidaten dann sofort anschreibst oder Dir für später speicherst, hängt von der Situation und Deinem Bedarf ab. Du erstellst dir so einen Pool mit Kandidaten, die für Dein Unternehmen in Frage kommen, den sog. „Talent Pool“. Diesen kannst Du auch mithilfe der Netzwerke Deiner aktuellen Mitarbeiter („Referral Sourcing“), über Alumni-Netzwerke und Foren erweitern. Plattformen wie StepStone, Indeed oder Monster bieten Dir zudem die Möglichkeit, Lebensläufe von Kandidaten durchzusehen, die sich sowieso nach einem neuen Job umsehen.
Wichtig: Es kommt ganz auf Deine Branche und die individuellen Anforderungen an die Kandidaten an, wo Du am erfolgreichsten suchst.

Vielleicht erkennst Du bereits das größte Problem des Active Sourcings: Es kostet viel Zeit und Arbeit. Der Vorteil ist dafür, dass die proaktive Ansprache der passenden Kandidaten im richtigen Ton zur richtigen Zeit garantiert, die passenden Mitarbeiter zu finden und darüber hinaus auch, diese besser langfristig an Dein Unternehmen binden zu können. Active Sourcing ist somit eine der nachhaltigsten Formen der Stellenbesetzung.

Wie geht Active Sourcing?

Der Klassiker ist es, mit Boolschen Suchoperatoren entsprechende Netzwerke zu durchsuchen, um so aus der Vielzahl an Kandidaten diejenigen herauszufiltern, die am besten zu den Anforderungen der Stelle  passen. Die nach George Boole benannte Methode hilft Dir, in einer Suchmaschine äußerst präzise Ergebnisse zu liefern. Der Suchstring schließt Dir dann Ergebnisse in einer Suchmaschine von vornherein aus oder lässt sie bestimmten Optionen unterliegen.

so geht active sourcingEin Beispiel: Die Eingabe von „Entwickler AND (Java OR PHP) NOT SAP“ in das Suchfeld gibt dir Ergebnisse, bei denen Entwickler angezeigt werden, die Java oder PHP beherrschen, aber kein SAP. Beachte jedoch, dass je nach Suchmaschine die Schreibweisen der Operatoren variieren. Grundsätzlich funktionieren sie aber auf allen Plattformen ähnlich oder werden durch Optionen ergänzt, die Du nur noch anklicken musst, aber in sich genauso funktionieren.

Eine weitere Möglichkeit ist der Aufbau von Karriere-Communities, die den Aufbau eines Talent-Pools quasi von ganz allein stattfinden lassen. Durch eine Anmeldeoption auf Deiner Bewerberseite, einen Newsletter zu aktuellen Ausschreibungen oder Infos zu Veranstaltungen für Interessenten sorgst Du von Anfang an für eine gute Bindung zwischen Deinem Unternehmen und den Kandidaten.

All das sind Methoden, die vor allem vom Arbeitscomputer aus erledigt werden können. Aber Active Sourcing sollte, trotz der technologischen Fortschritte, auch offline stattfinden. Schließlich kannst du hier einen persönlicheren Eindruck hinterlassen als beim Active Sourcing im Internet. Diese Art der aktiven Personalbeschaffung kann beispielsweise bei Veranstaltungen an Universitäten, die mit ihren angebotenen Studiengängen zu deiner Branche passen, bei eigenen Veranstaltungen wie einem Tag der offenen Tür, oder auch ganz klassisch auf Job- und Karrieremessen stattfinden. Die Kandidaten erhalten so frühzeitig einen persönlichen Kontakt und Bezug zu Deinem Unternehmen.

Vor- und Nachteile des Active Sourcings

Active Sourcing bringt einige Vorteile mit sich, da es eine vielversprechende Möglichkeit ist, hochqualifizierte Talente zu finden. Dadurch, dass Du während der Suche schon eine Vorauswahl treffen kannst, gibt es einen geringeren Streuverlust. Das spart massiv Zeit, Geld und Nerven. Des Weiteren findet im Idealfall eine Zeitminimierung zwischen dem Zeitpunkt vom Schalten der Stellenanzeigen bis hin zu dem ersten Interview statt. Aber…

Active Sourcing bedarf eines gewissen Zeitaufwandes. Allein die initiale Bewertung der Plattformen nach ihrem Nutzen für Dich kann dauern und muss immer wieder neu vollzogen werden. Auch das Anschreiben geeigneter Kandidaten braucht etwas Übung: Viele von ihnen werden mittlerweile fast täglich kontaktiert. Der gleiche, uninspirierte Copy Paste-Text wird es also nicht bringen. Und viele Kandidaten schauen auch nur selten in die Businessnetzwerke rein, ihre Antwort kann also etwas auf sich warten lassen.

Da heutzutage Unternehmen vermehrt bei den Kandidaten werben und nicht mehr andersrum, kann zwar jeder Active Sourcing betreiben, der Erfolg ist aber nicht mehr so garantiert wie noch vor ein paar Jahren. Kandidaten wissen um die Tatsache, dass Unternehmen proaktiv auf sie zugehen und dass ein Angebot zum Telefonieren keine Besonderheit mehr ist. Das hat wiederum zu einer effektiveren und produktiveren Arbeitsweise der Recruiter beigetragen, bei Neueinsteigern ist also eine gründliche Arbeit unabdingbar.

Entsprechende Software ist daher nicht nur eine Option, sondern schon fast ein Muss. Die Investition ist es wert, besonders, wenn es um die Automatisierung der Bearbeitung von Prozessen und somit eine Entlastung deines Recruiting Teams geht. Im Idealfall musst Du nur noch das Anforderungsprofil definieren und die Software erledigt den Rest für Dich.

Respekt, wer es selber macht?

Würdest Du alle Aspekte des Active Sourcings manuell betreiben, z.B. deine Kandidatenprofile in Exceltabellen speichern und regelmäßig umfassende Bewertungen der aktuellen Strategie vollziehen, funktioniert das spätestens dann nicht mehr, wenn eine Mehrzahl an Stellen zu besetzen ist. Du musst individuell bewerten, ab wann sich eine Software lohnt. Mindestlaufzeiten, Einrichtungskosten und Lizenzbeträge können sich schnell summieren und so andere Erwägungen sinnvoll machen, wie sich Unterstützung durch Externe reinzuholen.

Oft ist es schlau, einen gesteigerten Arbeitsaufwand und die Erhöhung laufender Kosten mit dem CPH („Cost per Hire“) abzuwägen: Wie viel Zeit und welche (finanziellen) Ressourcen wende ich auf, nur um diese eine Stelle zu besetzen? Besonders wenn die Externen entsprechendes Know-How mitbringen und teilen, sieht das nicht mehr so eindeutig aus.

Zu guter Letzt…

…fassen wir zusammen: Active Sourcing ist eine wunderbare Möglichkeit, die Kontrolle über eingehende Bewerbungen zu übernehmen, und zwar von Anfang an. Aber das bedeutet auch einen gewissen Einsatz an Zeit, sehr wahrscheinlich auch Geld, und ist nicht unbedingt von Anfang an von Erfolg gekrönt. Die Erfahrung muss erst Dir zeigen, über welche Kanäle und Methoden du die besten Bewerbungen für Deine offenen Stellen herbekommst.



Seit mehr als 7 Jahren sind wir Spezialisten im Active Sourcing. Wenn Du also Fragen hast oder Unterstützung brauchst, kontaktiere uns gerne! Wir freuen uns auf Deine Anfrage.

Zur Autorin: Sophie Wensel

Co-Autor: David Langner



Weiterführende Beiträge:

Wenn statt Festangestellten Freelancer gefordert sind, gibt es einiges zu beachten. 

Du musst nicht unbedingt jemanden abwerben. Vorteile einer Einstellung aus der Arbeitslosigkeit

Quellen:

Personio über Active Sourcing

Studie von Monster zu Recruiting Trends 2020

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Produktivität und Zeitmanagement – 7 Tipps für ein produktives Homeoffice

7 Tipps für ein produktives Homeoffice

Vor einiger Zeit haben wir Dir schon einmal nähergebracht, welche Möglichkeiten es gibt, um die Arbeitszeit zu managen und das übliche Chaos zu bändigen. Seit ein paar Tagen befindet sich ganz Deutschland im Homeoffice und Du damit wahrscheinlich auchWie bleibe ich im Homeoffice produktiv? Und wie gestalte ich meine Tage so, dass ich Arbeit und Privatleben gut trennen kann, obwohl ich meine Arbeit mit nach Hause nehme? Hier 7 Tipps, wie das funktionieren kann!

Die Begriffe „Homeoffice“ und „mobiles Arbeiten“ (die sich stark voneinander unterscheiden, aber dazu später mehr) könnten erstmal nur implizieren, dass die Arbeit nicht wie sonst im Büro ausgeübt wird, sondern zu Hause. Anstelle davon, morgens ins Büro zu fahren, besteht der Arbeitsweg aus der Überwindung der Distanz zwischen Bett und Schreibtisch, und sonst ändert sich nicht viel. Problem gelöst, vielen Dank fürs Lesen und bis nächstes Mal!  

Nein, so einfach ist es dann (wie immer) doch nicht, denn es ändert sich einiges: Während man sonst mit dem Weg zur Arbeit auch das Privatleben mehr oder weniger hinter sich lässt und im Büro maximal durch den Plausch an der Kaffeemaschine von der Arbeit abgehalten wird, warten zu Hause eine ganze Menge mehr Ablenkungen und Hürden, den Arbeitsalltag produktiv zu bewältigen. Die Kinder, die ebenfalls zu Hause sind und bespaßt werden wollen, die Hausarbeit, die noch nicht gemacht ist, das Handy mit den neuesten Bildern auf Instagram und einfach das Gefühl, nicht „auf Arbeit“ zu sein – fast wie im Urlaub. Hier kommen unsere Tipps ins Spiel, um die Kontrolle über den Alltag zu behalten:  

1. Klare Grenzen schaffen 

Eine Möglichkeit, sich zumindest teilweise von den Ablenkungen fernzuhalten, ist es, klare Regeln zu schaffen: Und zwar sowohl beim Privaten, als auch der Arbeit. Definiere eine Arbeitszeit: Von wann bis wann arbeite ich, wann mache ich Pause? Weswegen darf ich während der Arbeitszeit angesprochen werden? Diese Fragen müssen beantwortet und klar kommuniziert werden, mit allen Beteiligten (auch den kleinsten). So vermeidest Du es, dass sich beide Welten zu sehr vermischen und Du den Überblick verlierst, weil Du gerade mitten im Meeting die neueste Lego-Kreation begutachten musst.  

Verhalte Dich so, als ob Du ins Büro gehst und daraus wieder zurückkommen würdest. Da bist Du auch nicht immer unmittelbar für Privates erreichbar. Das heißt z.B. auch, keine Hausarbeit wie Wäschewaschen oder Putzen in der Arbeitszeit zu erledigen.  

2. Eine produktive Routine entwickeln 

Homeoffice ist die Zeit der Routinierten. Denn im normalen Arbeitsalltag geben oftmals externe Faktoren die Tagesstruktur vor: Das morgendliche Meeting, der Nachwuchs muss in die Schule oder den Kindergarten, der Bus oder die Bahn, die man immer zur gleichen Zeit nimmt. Einiges davon, wenn nicht sogar alles, fällt im Homeoffice weg.  

Um nicht in einen komplett ungewohnten Rhythmus zu verfallen, ist es also sinnvoll, sich anderweitig Strukturen und Routinen zu schaffen und diese konsequent einzuhalten – keine Sorge, daran wirst Du Dich gewöhnen. 

Immer unter der Woche zur gleichen Zeit aufstehen, sich an den Arbeitsplatz setzen und pünktlich zur Mittagspause etwas Essen, helfen euch dabei. Im Voraus den Tag zu planen ist sehr hilfreich. Dazu später mehr.  

3. Einen guten Arbeitsplatz für sich schaffen 

Auch wenn es verlockend ist, aus dem Bett oder von der Couch aus zu arbeiten: Auf Dauer ist das keine gute Idee. Die Grundregeln des Arbeitsschutzes, zu denen auch ein gesundheitsgerechter Schreibtisch gehört, gelten auch im Homeoffice. Und auch ohne diese Regeln ist es sinnvoll, die Trennung von Freizeit und Arbeit dadurch aufrecht zu halten, dass man sich an einen passenden Schreibtisch setzt und nicht wie sonst zum Feierabend auf der Couch hängt. 

Schaffe Dir eine ruhige Arbeitsumgebung, in der Du konzentriert und effizient arbeiten kannst: Mit genug Tageslicht, einer guten Sitzhaltung, möglichst weit vom restlichen Trubel entfernt, machst Du schon einiges richtig und es hilft Dir, Dich besser auf die Aufgaben zu konzentrieren.   

4. Zeitmanagement für sich finden 

Um die Zeit beim Arbeiten zu Hause möglichst effektiv zu gestalten, bieten sich verschiedene Methoden aus dem Zeitmanagement an. In unserem ersten Zeitmanagementartikel haben wir Dir verschiedene Varianten der Zeitplanung nähergebracht, wie die Pomodori oder Pareto-MethodeDiese helfen Dir auch im Home-Office, besonders weil sie Dich dabei unterstützen, Strukturen und Routinen zu schaffen. Und wie wir Dir bereits erklärt haben, sind Routinen im Homeoffice essenziell 

Damit es keine bösen Überraschungen gibtihr den Arbeitstag pünktlich beginnen und beenden könnt und in seinem Verlauf viel geschafft habt, lege Dir am besten im Voraus Blöcke für bestimmte Aufgaben oder Projekte im Kalender fest. Durch die Erinnerungen des Kalenderprogramms weißt Du, was Du wann tun wolltest, hast eine Tagesstruktur und für Deine Kollegen ist nachvollziehbar, wann Du woran arbeitest.  

5. Erreichbar sein 

Apropos Kollegen: Sei für diese analog zum sonstigen Bürobetrieb erreichbar. Hab das Diensthandy griffbereit und Tools wie Teams oder Slack nebenher offen. Schließlich kann keiner Deiner Kollegen auf dem Weg ins nächste Meeting noch an Deinem Schreibtisch halt machen, um sich mit Dir auszutauschen. Vereinbare ein regelmäßiges Telefonat mit Deinen direkten und den Lieblingskollegen und sprich Dich mit der Führungskraft ab, was heute auf dem Plan steht. Hier kannst Du auch die festen Regeln aus dem ersten Tipp vereinbaren und anpassen 

So vermeidest Du auch, einfach weg zu sein und den Eindruck zu hinterlassen, Du würdet nichts machen, auch wenn Du den ganzen Tag ackerst.  

6. Mit den Kollegen in Kontakt bleiben 

Wenn Du über längere Zeit im Home-Office bist, dann bleib trotzdem mit Deinen Kollegen in Kontakt. Wie schon im vorherigen Tipp angedeutet ergibt es Sinn, Dich weiterhin mit den Kollegen auszutauschen. Und da ist auch nichts gegen einen informellen Plausch einzuwenden. Sozialer Austausch ist wichtig. Erst recht, wenn alle zu Hause sitzen oder man nicht im Büro sein kann. Und jetzt kannst Du Dir sogar aussuchen, mit wem Du wirklich Lust auf einen Kaffeeplausch hast.  

7. Move it! 

Wenn man sonst zur Arbeit geht, ist da im wahrsten Sinne des Wortes meistens etwas Bewegung drin. Mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, zur Bahnstation laufen, oder sich im Büro sich auf dem Weg in die Kantine die Beine vertreten; All das fällt mehr oder weniger weg, wenn Du nur zwischen Schlaf- und Arbeitszimmer hin und her pendelst.  

Deswegen, um Deine Gelenke und Muskeln nicht durch das viele Sitzen einrosten zu lassen, solltest Du etwas Bewegung in Deinen Homeoffice-Alltag bringen. Wie Du das machst, ist komplett Dir überlassen: Ob es eine kurze Yogasession in der Mittagspause, Tanzen zu aufgedrehter Musik (was im Büro eher selten geht, also probiere es aus!) oder 10 Liegestütze für ein abgearbeitetes Ticket sind, ist egal. Hauptsache irgendwas. Und wenn Du einen Balkon hast, geh raus und schnappe frische Luft – dort kannst Du dann auch weiterarbeiten, wenn das Wetter passt.  

Der Unterschied zwischen Homeoffice und mobilem Arbeiten

Aber was ist jetzt der genaue Unterschied zwischen Homeoffice und mobilem Arbeiten? Viele verstehen unter „Homeoffice“ das, was mobiles Arbeiten ist. Denn das Homeoffice ist eigentlich ein fest eingerichteter Arbeitsplatz, dessen Ausrüstung und auch Ausstattung vom Arbeitgeber gestellt werden muss. Hier muss der Arbeitnehmer erreichbar sein. Darüber hinaus gilt das Arbeitsschutz- und Arbeitsstättenrecht: Der Arbeitgeber muss also auch prüfen, ob der Arbeitsplatz bei Dir zu Hause den arbeitsschutzrechtlichen Standards gerecht wird.  

Beim „mobilen Arbeiten“ handelt es sich hingegen lediglich um den Arbeitsauftrag, der mobil ausgeübt werden darf. Der Arbeitnehmer muss lediglich erreichbar sein. Wo genau er seine Arbeit genau ausführt, bleibt ihm selbst überlassen.  

Fazit:

Es ist Dir überlassen, wie Du Deinen Arbeitsalltag zu Hause am besten gestaltest. Homeoffice, bzw. mobiles Arbeiten, bringt neben all den schönen Vorteilen auch ein paar Herausforderungen mit sich. Du trägst die Verantwortung für Deine Produktivität!

Wir hoffen, dass Du dem mit diesen Tipps entsprechend begegnen kannst und wünschen Dir eine schöne Zeit zu Hause, im Homeoffice! 



In Deiner Abteilung fehlen gerade wichtige Mitarbeiter? Auch aus dem Homeoffice können wir professionelle Unterstützung bei der Mitarbeitersuche bieten! Vereinbare hier einen Termin mit uns.

Zum Autor: David Langner



Quellen und Lesetipps:

Dazu passend zur aktuellen Situation rund um Corona

So funktioniert das Onboarding aus dem Homeoffice

Homeoffice und mobiles Arbeiten ausführlicher unterschieden

So arbeitest Du in Deinem Unternehmen sicher mit Freelancern 

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Scheinselbstständigkeit verhindern: So arbeiten Sie sicher mit Freelancern und Interim Managern – Ein How-To

Scheinselbstständigkeit verhindern: So arbeiten Sie sicher mit Freelancern und Interim Managern – Ein How-To

Die Beschäftigung von Freelancern scheint schwieriger geworden zu sein. Zumindest beobachten wir hier bei unseren Kunden eine wachsende Unsicherheit, hervorgerufen durch die verschärften politischen Rahmenbedingungen der letzten Jahre. Das ist nachvollziehbar, denn Fehler können erhebliche rechtliche Konsequenzen haben. Lohnt die Beschäftigung von Freelancern? Welche Vorteile bietet sie? Wo liegen die Risiken? Was ist Scheinselbständigkeit und wie kann man diese verhindern? Mit diesem Artikel  wollen wir für mehr Klarheit für Unternehmen und Freelancer sorgen.

Beginnen wir direkt mit der Begrifflichkeit: Die Bezeichnungen „Selbständiger“, „Freiberufler“/“Freelancer“, „frei beruflich arbeitende Person“, „Interim Manager/in“ sind im allgemeinen Sprachgebrauch selten differenziert. So einfach ist es dann aber leider doch nicht: Bezüglich der Gewerbeordnung und der steuerlichen Betrachtung gibt es durchaus Unterschiede. Und auch gegenüber der jeweiligen Person ist besser die Begrifflichkeit zu verwenden, die eher zu ihrem Umfeld passt. In der IT und im Design ist die Bezeichnung “Freelancer“ am gängigsten und der Allgemeinheit mittlerweile gut bekannt. „Interim Manager“ wiederum ist etwas seltener und lässt meist auf eine seniorige Funktion mit Führungsaufgaben oder im Change Management schließen.
Der wichtigste Unterschied besteht aber zu Arbeitnehmern in Festanstellung. Von diesen differenzieren sich frei arbeitende Personen rechtlich signifikant.

Warum sind Freelancer keine Arbeitnehmer?

Aus den unterschiedlichen Bezeichnungen lässt es sich schon ableiten: Freelancer oder Interim Manager sind eben keine regulären Arbeitnehmer. Denn Grundlage Ihrer Tätigkeit sind keine befristeten Arbeitnehmerverträge, sondern sogenannte Werk- oder Dienstverträge.
Bei einem Werkvertrag wird ein abgeschlossenes Werk oder Ergebnis gegen eine Geldleistung vereinbart. Der Auftragnehmer (Freier Mitarbeiter) schuldet dem Auftraggeber im Ergebnis einen Erfolg. Der Dienstvertrag wiederum bedeutet eine selbstständige Tätigkeit gegen eine Geldleistung. Hier schuldet der Auftragnehmer dem Auftraggeber eine Leistung und keinen unbedingten Erfolg.

Welche Vorteile bieten freie Mitarbeiter für Unternehmen?

Die Beauftragung eines Freelancers oder Interim Managers hat verschiedene Vorteile:

  • Sie sind flexibel einsetzbar und können für einen festen Zeitraum die geforderte Expertise kurzfristig mitbringen
  • Für Arbeitsmittel und Arbeitsort sorgen sie selbst
  • Es fallen keine Lohnnebenkosten an

Des Weiteren fallen für sie auch keine Arbeitnehmerrechte und -pflichten seitens der Arbeitgeber an. Kündigungsschutzgesetz, Entgeltfortzahlungsgesetz, Arbeitszeitgesetz gelten für sie nicht.

Und was ist „Scheinselbständigkeit“?

Bei den genannten „Vorteilen“ könnte man jetzt fast denken: „Warum sollte man überhaupt noch Arbeitnehmerverträge abschließen? Ohne die Arbeitnehmerrechte lässt sich doch einen Haufen Geld sparen!“
Zum Glück haben die Gesetzgeber hier vorgesorgt. Um die Freelancer vor der Ausbeutung durch massives Ausnutzen der Vorteile seitens des Arbeitgebers zu schützen, wird im Rahmen einer Betriebsprüfung evaluiert, ob ein Freelancer oder ein Interim Manager den Eindruck erweckt, wie ein festangestellter Arbeitnehmer zu arbeiten, aber unter der Bezeichnung des „Freelancers“ mit entsprechendem Vertrag im Unternehmen tätig zu sein. In diesem Fall wäre er eben nur scheinbar selbständig.

Wie wird Scheinselbständigkeit überprüft?

Scheinselbständigkeit wird dabei durch die Prüfung von Kriterien durch den „Deutsche Rentenversicherung Bund“ festgestellt. Erste Anhaltspunkte sind Arbeitsweise, -ort, -zeit und -inhalt. Weitere Indizien für eine Scheinselbständigkeit sind:

  • Anlass und die Form der Vergütung, wie Rechnungsstellung oder ein Einzelhonorar
  • Die Eingliederung in eine bestehende Dienstorganisation oder in Dienstpläne
  • Der Einsatz betrieblicher Arbeitsmittel und Arbeitsplätze
  • Die Verpflichtung zu regelmäßigem Erscheinen
  • Eingeschränkte unternehmerische Entscheidungsfähigkeit
  • Fehlende Absicherung für Krankheit und Rente

Daneben ist auch zu klären, ob die Tätigkeit die einzige bzw. existenzsichernde finanzielle Einnahmequelle innerhalb eines Wirtschaftsjahres für die freiberuflich arbeitende Person ist. Behalten Sie diese Faktoren bei der Beschäftigung von Freelancern im Auge und holen Sie sich professionellen Rat, wenn Sie unsicher sind. Denn sollte bei einer Prüfung Scheinselbständigkeit festgestellt werden, kann es teuer werden.

Welche Konsequenzen drohen Unternehmen, wenn Scheinselbständigkeit festgestellt wird?

Es drohen empfindliche Strafen: Zwar ist die Feststellung der Scheinselbständigkeit an sich nicht strafbar, aber auf jeden Fall kostspielig. Die Frage des Vorsatzes spielt hier eine wichtige Rolle. Liegt dazu der Verdacht vor, wird ggf. von der Staatsanwaltschaft geprüft, ob eine Strafbarkeit wegen Steuerhinterziehung oder Nichtabführung von Arbeitgeberbeiträgen vorliegt. Dann ist mit einer mindestens hohen Geld-, wenn nicht sogar mit einer Freiheitsstrafe zu rechnen. Auf jeden Fall kommen auf die Auftraggeber die Nachzahlung der Sozialversicherungsbeträge und Säumniszuschläge zu. Das bedeutet Beitragsforderungen der Deutschen Rentenversicherung bis zu 5 Jahre rückwirkend. Wird Vorsatz festgestellt, sogar bis zu 30 Jahre. Oft kommt ein Säumniszuschlag von 1% pro Monat hinzu.

Auch für Freelancer und Interim Manager bleibt ein Verstoß nicht ohne Folgen. Um den wirtschaftlichen Schaden gering zu halten, wird der Auftraggeber versuchen, Rückforderungsansprüchen zu stellen. Hier fällt das Licht auf die oftmals höher liegenden Honorare, die klassische Arbeitnehmergehälter deutlich übersteigen. Die Differenz kann der Auftraggeber, in diesem Fall genau genommen ja Arbeitgeber, zurückfordern.

Wie lässt sich Scheinselbständigkeit vermeiden?

Eine gute Basis ist es, einen Dienst- oder Werkvertrag abzuschließen. Dieser sollte mindestens Folgendes beinhalten:

  • Allein der Auftragnehmer (Freier Mitarbeiter) ist für die Abführung gesetzlicher Abgaben verantwortlich
  • Festlegung: Für welche Tätigkeit fällt welches Honorar an?
  • Der Auftragnehmer kann Aufträge ablehnen und Aufträge anderer Kunden annehmen
  • Der Auftragnehmer darf zur Erledigung der Aufgaben Hilfskräfte einsetzen
  • Der Auftragnehmer investiert nicht mehr als die Hälfte seiner Arbeitskapazität für diesen Auftrag (das unterbindet eine lange Zeit der Vollbeschäftigung im Unternehmen)

Es ist dringend zu vermeiden, dass der Anschein einer Eingliederung des Freiberuflers in den Betrieb erweckt werden kann. Also dürfen beispielsweise kein eigener Schreibtisch beim Auftraggeber und, keine Visitenkarten im Namen des Auftraggebers für den Auftragnehmer bereitgestellt werden. Werden Arbeitsmittel vom Auftragnehmer verwendet, muss dafür eine Nutzungsgebühr vereinbart werden.

Fazit:

Kriterien für ein Projekt und zu erreichende Ziele sollten mit diesen Gedanken im Hinterkopf genau reflektiert werden. Vielleicht ist ein Freelancer oder ein Interim Manager deswegen nicht für das Projekt geeignet. Können aber die Voraussetzungen erfüllt werden und es bedarf kurzfristiger Unterstützung, ist eine Anfrage an frei arbeitende Personen durchaus sinnvoll.



Natürlich ist das hier nur die Spitze des Eisberges: Für weitere Beratungen für alle Facetten rund um die Beschäftigung von Freelancerinnen und Freelancern stehen wir von der interim Group Dir gerne zur Seite! Vereinbare hier einen Termin mit uns.

Zu den Autoren: Patrice Eisert und David Langner



Quellen und Lesetipps

Quellen und weiterführende Links zu den Themen Freelancer, Interim Manager und Scheinselbständigkeit:

Portal zum Thema Scheinselbständigkeit

Feststellung der Scheinselbständigkeit – Eigentor für Unternehmer?

Argumente für und wider Freiberuflichkeit

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Produktivität und Zeitmanagement – Neun Tipps für Deinen produktiven Arbeitstag

Produktivität und Zeitmanagement – Neun Tipps für Deinen produktiven Arbeitstag

Oh weh, oh weh – Dein E-Mail-Postfach quillt über, Du hast gefühlt hunderte unerledigte Aufgaben, die Du vor Dir her schiebst und Dir wächst Dein To-Do-Kram über den Kopf? Das geht uns allen beizeiten so. Aber mit den richtigen, zu Dir passenden Methoden für Dein Zeitmanagement, erledigst Du alles und behältst jederzeit den Überblick. Als Experten im Bereich der zielgerichteten Organisation geben wir Dir gern ein paar Tipps an die Hand, die Du mit ein wenig Übung schnell beherrschst und die Dir helfen werden, das vermeintliche Chaos zu bändigen.

Dein Alltag ist davon geprägt, Deadlines einzuhalten, dabei den Prinzipien maximaler Produktivität zu folgen und ein sinnvolles Zeitmanagement zu betreiben. Das ist gar nicht so leicht, aber – und vielleicht sogar genau deshalb – es gibt viele Methoden, die Dir zur Bewältigung zur Verfügung stehen. Einige kennst Du vielleicht bereits, was es leichter macht, Dir die Zugang dazu zu ermöglichen.

Das Pareto-Prinzip oder auch die 80/20-Methode

Die 80/20-Regel kannst Du wunderbar im Beruf anwenden. Das Pareto-Prinzip ist eine Zeitmanagement-Methode, mit der Du die Priorität auf die wichtigen Teile eines Projektes legst. Gemäß der Pareto-Regel erzielt man in 20 % der Zeit 80 % der Ergebnisse.  Die restlichen 20 % der Ergebnisse benötigen mehr Zeit, die Du dann aufwenden kannst, wenn Du die Meilensteine bearbeitet hast. Bei mehreren gleichzeitig zu erledigenden Aufgaben ist es wichtig, dass Du eine Prioritätenliste erstellst (dazu später mehr).

Die Pomodoro-Methode

Fun-Fact: Diese Methode des Zeitmanagements wurde nach einer Küchenuhr benannt; genauer gesagt nach einer, die wie eine Tomate aussieht. Das System verwendet einen Kurzzeitwecker, um Arbeit in 25-Minuten-Abschnitte – die sogenannten pomodori – und Pausenzeiten zu unterteilen. Danach machst Du fünf Minuten Pause. Hintereinander erledigst Du vier – fünf Pomodori und machst dann eine längere Pause. Wichtig ist, dass Du Dich während dieser “Sprints” nur auf die jeweilige Aufgabe konzentrierst und alle möglichen Ablenkungen ausstellst.

Zeitmanagement

Dies sind zwei der bekanntesten Zeitmanagement-Tools, die sich einige bei uns zu Nutze machen. Wir haben diese bereits für Dich getestet und für als sehr sinnvoll befunden. Welche Du für Dich wählst, bleibt Geschmackssache. Probiere am Besten beide aus und entscheide Dich dann für eine.

Doch kommen wir nun dazu, wie Du auch Deine Produktivität steigern kannst:

Die Eisenhower-Matrix

Diese Methode hilft Dir, viele verschiedene Aufgaben zu priorisieren und Du kannst herausfinden, was Du in welcher Reihenfolge erledigen solltest. Durch diese Kategorisierung hilfst Du Dir, Deine Aufgaben nach Ihrer Dringlichkeit zu sortieren. Stelle Dir dazu einfach eine Vierer-Matrix vor. Oben Links findest Du die A-Kategorie der Aufgaben – diese sind wichtig und haben für Dich demnach oberste Priorität. Am besten erledigst Du diese Aufgabe(n) sofort. Rechts daneben befindet sich die B-Kategorie. Diese Aufgaben sind wichtig, müssen jedoch nicht sofort erledigt werden. Unter der A-Kategorie geht es weiter mit Aufgaben der Kategorie C. Diese sind dringend, aber nicht wichtig für Dich. So solltest Du überlegen, ob Du diese Aufgaben gegebenenfalls auch delegieren kannst. Zu guter Letzt kommt noch die Kategorie D für Deine Aufgaben, die eigentlich schon keine mehr sind. Dies bedeutet, dass Du diese nach der Kenntnisnahme (wie z. B. eine rein informative E-Mail) einfach löschen kannst.

Umgang mit Deinen E-Mails

Ständig blinkt es, oder Du erhältst einen Signalton. So, wie Du mittlerweile von Deinen Endgeräten konditioniert wurdest, willst Du natürlich immer sofort wissen, von wem Dir was geschrieben wurde. Das Ergebnis ist, dass Du abgelenkt wirst. Deine aktuelle Tätigkeit wird unterbrochen und Du kannst Dich nicht mehr auf Deine eigentliche Aufgabe konzentrieren. Unser Tipp für Dich lautet: Stelle Deine Benachrichtigungen für eingehende E-Mails aus! Dringende E-Mails können auch in Randzeiten beantwortet werden (also z. B. morgens, kurz vor/nach der Mittagspause und vor Feierabend).

Tag planen – Blocks legen

Eine wichtige Methode, um Dir Deine Zeit sinnvoll einzuteilen, ist es, Dir in Deinem Kalender Blocks zu legen, in denen Du gleichartige Aufgaben am Stück erledigen willst. Sei es, dass Du Dich am Stück auf wichtige Tätigkeiten konzentrieren willst, oder Du einfach etwas abarbeiten möchtest. Mit dieser Vorgehensweise hast Du bei der Vorbereitung bereits ein Auge darauf, was Dich wieviel Zeit kosten wird und Du kannst Dich ganz und gar auf Deine Aufgaben konzentrieren.

To-Do-Listen

Klingt langweilig, ist jedoch ein richtig gutes Instrument, wenn Du gerne mal Aufgaben vergisst. In Kombination mit der Eisenhower-Matrix kannst Du dir hiermit auch gleich Deine Aufgaben priorisieren: Zuerst legst Du fest, wie wichtig eine Aufgabe ist und dann vergibst Du Kategorien. Wenn Du Dir dies noch zusätzlich um eine zeitliche Fälligkeit erweiterst, bist Du ein richtiger Profi in Sachen Produktivität und Zeitmanagement. Außerdem ist doch nichts schöner, als eine erledigte Sache einfach abzuhaken. Wusstest Du schon: Unerledigte Dinge erinnern wir eher als erledigte. Das bedeutet, dass Du eine Aufgabe auch gern gedanklich mit schleppst. Also schiebe sie nicht zu lange auf!

Kein Multitasking

“Ich bin multitaskingfähig.” Was erst einmal positiv klingt, ist zu Recht in Verruf geraten. Zwar ist es gut, wenn Du in der Lage bist, eine Situation zu überblicken und die darin enthaltenen Kleinigkeiten zu entschlüsseln. ABER: Es bringt erwiesenermaßen nichts, alles gleichzeitig machen zu wollen. Versuche, Dich auf eine Aufgabe völlig zu konzentrieren. Du wirst feststellen dass Du viel schneller voran kommst, als wenn Du zehn Aufgaben gleichzeitig bearbeiten möchtest. Denn wenn Du zwischen verschiedenen Inhalten hin und her switchst, entstehen dadurch sogenannte “Wechselkosten”. Das bedeutet, dass Du Dich immer wieder auf die Tätigkeit einstellen musst und dadurch Zeit verloren geht.

Auf ausreichend Pausen achten

Bei aller Optimierung sollst Du selbst natürlich auch nicht zu kurz kommen. Du bist produktiver, wenn – na klar! – es dir gut geht. Dazu gehört, dass Du z. B. in der Mittagspause nicht zu fettige Nahrung zu Dir nimmst, die Dir schwer im Magen liegt und dich am Nachmittag müde macht. Und wenn Du doch etwas mehr zugeschlagen hast: Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang? Frische Luft tut gut und bringt Deinen Kreislauf in Schwung. Auch zwischendurch solltest Du auf kleine (Bildschirm-)Pausen achten. Ein Gang in die Teeküche oder an den Kaffeeautomaten und ein kleiner Plausch mit deinem Team kann Dir eine kurze Pause verschaffen.

Nützliche Apps

Wo wären wir ohne unsere Technik, wenn es nicht Tools und Apps gäbe, die uns den Alltag erleichtern? Das am ehesten zugängliche ist für Dich sicher bereits gängig und heißt: MS Outlook. Alternativ darf es auch jedes andere E-Mail-Programm sein. In der Regel verfügen diese über Kalender, mit denen Du Dir zum Beispiel Deine Aufgaben-Blocks zeitlich definieren kannst. Auch Deine Mails kannst Du mit Hinweisen versehen und nach Dringlichkeit sortieren. Um Deine Tasks selbst zu organisieren, stehen Dir z. B. Wunderlist oder Trello zur Verfügung. Auch mit Jira lassen sich Aufgaben sehr gut organisieren und deren Status verfolgen. Wenn Du Schwierigkeiten hast, Dich von einer Internetseite loszureißen, dann gibt es so etwas wie SelfControl, womit du Pages blocken kannst, die Dich Deiner Zeit berauben. Du möchtest wissen, wie viel Zeit Du eigentlich für eine gewisse Aufgabe benötigst? Versuche es doch einmal mit Toggl oder Hours. Das sorgt sicher für die eine oder andere Überraschung bei Dir.

Wir hoffen, dass Du einige Tipps für Deinen Tag mitnehmen kannst und wünschen Dir viel Spaß beim Ausprobieren! Solltest Du all diese Tipps aus dem Effeff beherrschen, dann sollten WIR uns ganz dringen kennenlernen! Wir sind immer auf der Suche nach neuen Teammitgliedern. Du bist generell auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, hast aber mit HR nichts am Hut? Hier geht’s für beide Fälle zu unserer Jobbörse.

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FAKING – Flunkern im Jobinterview? Warum wirkt es?

FAKING – Flunkern im Jobinterview? Warum wirkt es?

Hand aufs Herz: Wie ehrlich verhältst Du Dich in einem Jobinterview? Und wo in Deinem Lebenslauf hast Du schon mal etwas nachgeholfen? Keine Sorge, mit dem Flunkern bist Du nicht allein und laut Auswertungen auch gar nicht so blöd dran. Das Phänomen “Faking” wurde von der Universität Ulm und der University of Missouri St. Louis untersucht und ergab, dass 90% der Bewerber im Bewerbungsgespräch ,,faken’’. Eine ältere Studie aus dem Jahr 2006 ergab, dass 80% der Bewerber ,,faken’’. Wissenschaftler der University of Massachusetts haben im Schnitt 2,19 Lügen pro Interview gezählt, bei einer Interviewdauer von ca. 15 Minuten. Außerdem steht im Raum, dass 20-30% der Lebensläufe verschönert wurden oder gar Lügen enthalten.

Flunkern-lügen-jobinterview

So ganz mit der Wahrheit scheinen es Bewerber im Allgemeinen also nicht zu haben. Aber warum auch? Es ist kein Geheimnis, dass es Teil der menschlichen Natur ist, eigene positive Eigenschaften besser dar zu stellen und negative Eigenschaften herunter zu spielen. Der Mensch strebt nach Anerkennung und gerade in Bewerbungsgesprächen, wenn es um einen coolen Job geht, dann kann man sich so richtig ins Zeug legen. Das Flunkern im Jobinterview wird oft sogar belohnt und lässt auf eine gewisse Intelligenz zurückschließen. Die Studie der Universität Ulm und der University of Missouri St. Louis hat verschiedene Eigenschaften (Notendurchschnitt, Persönlichkeitsmerkmalen, demographischen Variablen und Fremdeinschätzungen) von Bewerbern in Relation mit ihrem “Faking-Verhalten” untersucht und unterstützt diese Aussage. Denn: Wenn Du im Jobinterview flunkerst, dann musst Du über ein hohes Maß an kognitiven Fähigkeiten verfügen. Du brauchst eine gewisse geistige Wendigkeit und eine hohe Auffassungsgabe, um zu verstehen, was Dein Gegenüber von Dir hören möchte, welche Eigenschaften verlangt sind und wie Du diese darstellen / glaubhaft verkaufen kannst, damit Dein Gegenüber Dir das auch abnimmt. Du musst für Dein Flunkern auch schnell genug reagieren können und Deine Aussagen aufrecht und glaubhaft halten können. Widersprüche würden Dich auffliegen lassen.

Bist Du ehrlich?

Kurz: Wer gut lügt, sich gut verkaufen kann, wird besser vom Gegenüber bewertet, hat damit eine höhere Wahrscheinlichkeit eine Zusage zu erhalten UND meistens sogar die besseren Noten. Die Kehrseite der Medaille: Solche Persönlichkeiten schneiden in Sachen Hilfsbereitschaft und soziales Engagement eher schlechter ab.

Und so ist es anders herum: sozial engagierte und hilfsbereite Menschen sind die schlechteren Lügner/innen bzw. lügen in Bewerbungsgesprächen seltener.

Zwischen Männern und Frauen gibt es auch kleine Unterschiede beim Flunkern. Während Männer ihre Erfolge beschönigen, stellen Frauen ihr Teamverhalten besser dar, als es ist.

Und jetzt zu einem ernsteren Thema, bei all den Komplimenten, mit denen die flunkernden Bewerber/innen überschüttet worden sind: Lügen in Schriftform kann ein Leben lang belasten. Im schlimmsten Fall begehst Du Urkundenfälschung, wenn Du mal eben eine Zeugnisnote frisierst. Allein der Versuch ist strafbar und kann hohe Geldstrafen oder sogar eine Haftstrafe zur Folge tragen. Lohnt sich diese Vorstrafe für Dich? Mehr zu dem Thema → Gefälschtes Zeugnis: Diese Strafen drohen

Auch mündliche Lügen können zu einer Anfechtung des Arbeitsvertrags führen. Du kannst in diesem Fall mit einer fristlosen Kündigung oder sogar einer Anzeige rechnen. Dein Ruf ist damit dahin. Das Arbeitszeugnis dementsprechend und erkläre diesen Vorfall mal Deinem nächsten Arbeitgeber…

Fazit:

Flunkern im Jobinterview ist weit verbreitet und im Grunde genommen schon beinahe normal. Personaler gehen ebenfalls davon aus, dass Du Dich von der besten Seite präsentierst. Und wie wir gelernt haben, deutet erfolgreiches Flunkern sogar auf eine gewisse Intelligenz hin. Bei all Deiner Intelligenz sei aber bitte so vernünftig und lass deine Dokumente / Urkunden so, wie sie sind. Hier bleibst Du bitte bei der Wahrheit.

Seine eigenen Erfolge um 10% besser darzustellen ist üblich und wer dies tut, bei dem ist Wahrscheinlichkeit höher, dass er erfolgreich durch den Bewerbungsprozess geht.

Außerdem ist das auch schwierig, wenn der Interviewpartner situationsbedingte Fragen stellt, wie: ,,Es ist 18 Uhr und Sie merken, dass Sie mit Ihren Aufgaben für heute noch nicht ganz fertig sind. Was tun Sie?’’ – Es ist doch offensichtlich, dass hier kein Bewerber sagen wird: ,,Also um 18 Uhr klappe ich den Laptop zu und gehe nach Hause.” An einigen Tagen wird das bestimmt der Fall sein, aber im Jobinterview (mit dem 10% Push) wird die Aussage eher lauten: ,,Ehe ich das Büro verlasse, erledige ich natürlich meine Aufgaben’’ oder ,,Ich priorisiere meine To-Do-Liste neu und erledige die dringenden Aufgaben noch am selben Tag.’’ Bei solchen Fragen ist es kein Wunder, dass Du den Best Case in diesem Szenario beschreibst.

Bedenke außerdem, dass Du Dich mit beeindruckenden Aussagen auch auf diese Eigenschaft festnageln lassen kannst. Und bist Du wirklich die richtige Person, wenn die Position von Dir verlangt, täglich komplizierte Aufgaben in Excel zu bearbeiten und Du Dich durch smartes Flunkern reingeschummelt hast, aber jetzt aufgeschmissen bist, weil Du es eben doch nicht kannst?

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New Work – einer der Megatrends für die Zukunft der Arbeit

New Work – einer der Megatrends für die Zukunft der Arbeit

New Work – einer der Megatrends für die Zukunft der Arbeit

Um Dir die Frage zu beantworten, was New Work bedeutet, müssen wir weiter ausholen. Vielleicht kennst Du Dich ein wenig damit aus oder bist das eine oder andere mal schon darüber gestolpert. Der Begriff “Megatrend” spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Megatrends sind Tiefenströmungen des Wandels. Als Entwicklungskonstanten der globalen Gesellschaft umfassen sie mehrere Jahrzehnte. Ein Megatrend wirkt in jedem einzelnen Menschen – also auch Dir! – und umfasst alle Ebenen der Gesellschaft: Wirtschaft und Politik, sowie Wissenschaft, Technik und Kultur. Megatrends verändern auch Deine Welt – zwar langsam, dafür aber grundlegend und langfristig. Einige hiervon nennen wir Dir sehr gerne: Urbanisierung, Konnektivität, Globalisierung…oder eben New Work.

Umbrüche in der Gesellschaft und neue Prozesse in der Wirtschaft führen zu fundamentalen Veränderungen in der Arbeitswelt, sie bestimmen den Megatrend New Work. In einer so digitalisierten wie globalisierten Zukunft wird Arbeit in Deinem Leben einen neuen Stellenwert einnehmen, Arbeit und Freizeit fließen ineinander. Technologie ist wichtig, aber nicht dominant – Du als Mensch stehst weiterhin im Mittelpunkt. Deine Fähigkeiten und Talente zählen, in der neuen Arbeitswelt setzt die Ära des Talentismus ein.

New Work umfasst und bezeichnet die neuen Arbeitsabläufe im Zeitalter der Digitalisierung in einer globalisierten und digitalisierten Arbeitswelt. Hierzu hilft es Dir auch, wenn Du Dir vor Augen führst, dass New Work sozusagen Old Work gegenübersteht. Diese war durch Command und Control gekennzeichnet. Das heißt, dass die Aufgaben von oben nach unten (“Top Down”) weitergegeben – also an Dich delegiert – wurden. Die anstehende Arbeit muss nach Plan und Ziel erfüllt werden. Dass dies der Zukunft nicht gerecht wird, ist Dir bestimmt längst klar. Insofern ist New Work die Antwort auf geänderte Anforderungen an Deine Arbeitsumgebung.

Die Werte von New Work

Die Zentralen Werte des Konzepts von New Work sind:

  • Deine Selbstständigkeit
  • Deine Freiheit
  • Deine Teilhabe an der Gemeinschaft

New Work soll Dir neue Wege von Freiräumen für Kreativität und Entfaltung Deiner eigenen Persönlichkeit bieten und somit etwas wirklich Wesentliches und Wichtiges zum Arbeitsmarkt beitragen. Auf diese Weise wird Dir echte „Handlungsfreiheit“ ermöglicht. Dein selbstbestimmte Handeln steht hier im Vordergrund, wobei die alten starren Arbeitsmethoden der Vergangenheit angehören.

Umsetzungsmöglichkeiten für New Work

Um Dir ein Beispiel zu nennen, wie New Work gestaltet werden kann, müssen wir gar nicht lange suchen. Denn XING als Trendbarometer vergibt bereits einen Award für eine besonders gelungene Umsetzung. So findest Du hier viele gute Modell für Unternehmen, die New Work sehr gut verstanden haben. Dies bezieht sich zum Beispiel auf die Virtualisierung der Arbeit unter der Beachtung von Kultur, Qualität und Werten des Unternehmens. Als mitarbeitende Person sollst Du maximale Freiheit in der Gestaltung und Erbringung Deiner Arbeitsleistung haben.

Was gilt es, zu beachten, damit New Work Einzug halten kann?

Damit dieses Konzept tragfähig ist, gibt es Regeln, die beachtet werden müssen. Denn damit auch für Dein Unternehmen oder Dich der Umschwung in die geänderte Arbeitswelt gelingt, gibt es einige Dinge zu beachten. Exemplarisch hier die Wichtigsten für Dich:

New Work - Ein Klima, in dem Du gern Deine Aufgaben erledigst, ist unabdingbar.

New Work – Ein Klima, in dem Du gern Deine Aufgaben erledigst, ist unabdingbar.

Wichtig ist eine gute unternehmensinterne Vernetzung. So bist Du in Deinem Netzwerk und mit Deinen Kollegen viel Leistungsfähiger. Das Management leitet nur noch in die Bahnen, den Rest macht das Team.

Dauerdruck gehört hier definitiv nicht dazu und ein Klima, in dem Du gern Deine Aufgaben erledigst, ist unabdingbar.

Routinetätigkeiten erledigt in Zukunft der Computer und automatisierte Abläufe für Dich. Somit gibt es Freiheit für Dich für die flexible Gestaltung Deiner Arbeit.

Künftig wirst Du auch damit konfrontiert werden, dass die Teamlandschaft bunt zusammengestellt wird – aus Zeitarbeitnehmenden, Freelancern, Teilzeitkräften und so weiter.

Das Management muss sich anpassen und steht vor einer großen Herausforderung, Dich und Deine Kollegen künftig zu leiten. Der Fokus verschiebt sich hier auf Enabler.

Dass Du Dich wohlfühlst, steht bei New Work ganz hoch im Kurs. Kreativität kann nicht erzwungen, aber doch mit einer Wohlfühlatmosphäre herausgekitzelt werden.

Der Nine-to-Five-Job ist so kein Zukunftsentwurf. Die Grenzen verschwimmen und dafür, dass Du vielleicht auch am Wochenende für einen Kunden erreichbar bist, darfst Du dann auch private Dinge in der eigentlichen Arbeitszeit erledigen.

Du stellst fest, dass dieser Megatrend Dir viel Flexibilität gibt und auch auch Dich als Mensch in den Mittelpunkt stellt. Lassen wir uns überraschen, ob es sich durchsetzen wird! Wir sind so oder so überzeugt, dass Deine Zukunft rosig sein wird.

Schau doch auch gern in unserer Stellenbörse vorbei, und suche Dir deinen Arbeitgeber von morgen aus!

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Super Vorstellungsgespräch, keine Reaktion – was ist da los?

Super Vorstellungsgespräch, keine Reaktion – was ist da los?

Du bist mit einem super Gefühl aus dem Vorstellungsgespräch gegangen; der Personaler war verbindlich, hat gelächelt, vielleicht hast Du sogar eine persönliche Verbindung gespürt. Und jetzt das: Es sind schon 2 Wochen vergangen und du hast noch keine Rückmeldung. Zunächst einmal: Nein, das ist wirklich kein gutes Zeichen, aber das muss nicht an Dir liegen.

Bewerbungsprozess: Super Vorstellungsgespräch, keine Reaktion – was ist da los?
Warum noch kein Feedback?

5 wahrscheinliche Szenarien:

Die vielleicht wahrscheinlichste Option ist, dass in dem Unternehmen nicht alle Prozesse dem Standard entsprechen. Es kann viel schiefgehen, bis hin zur Mitteilung der Entscheidung;

Dein Entscheidungsträger könnte beispielsweise krank oder im Urlaub sein. Dadurch werden selbst in größeren Unternehmen oft Vorgänge aufgehalten. Hier wäre Geduld geboten; aber Du darfst nach zwei Wochen gern eine freundliche Nachfrage zum Stand der Dinge stellen. Keywords sind hier „eine“ und „freundliche“. Denn wenn sich die Entscheidung verzögert, weil eine wichtige Person verhindert ist, geht es eben nicht schneller, auch dann nicht, wenn Du Druck machst.

Der Faktor Mensch. Menschen machen Fehler und diese können im Prozess eine Rolle spielen. Selbst das ordentlichste Bewerbungsportal verlangt i.d.R. sehr viele manuelle Schritte und diese bieten viel Potential für Fehler.

Sollte einer oder mehrere übersehen werden, kann die Absage auf halbem Wege abhandenkommen. Hier ist es jedoch meist sicher, dass Du eine Absage erhalten wirst. Denn eine Zusage bindet Fachabteilungen, die Personalabteilung und zuallererst den Vorgesetzten, der Dich ja in seinem Team haben wollen würde und Druck macht, dass alle Schritte auf dem Weg zum unterschriebenen Arbeitsvertrag eingehalten werden.

Bei einer Absage ist das Unternehmen jedoch nicht am Bewerber interessiert und damit ist eine Absage häufig nicht Priorität 1 und landet ganz unten auf der Aufgabenliste. Keine Frage, das ist unhöflich und nicht besonders weitsichtig, denn kununu-Bewerber-Bewertungen und selbst die stille Post durch das soziale Umfeld können große Kreise ziehen und am Ende kann ein schlechter Ruf zu Bewerbermangel führen, aber das ist nunmal die Realität.

Der Betriebsrat hat die Stelle nicht im Vorfeld bewilligt oder es gab Budget-Streichungen, sodass der Besetzungsprozess ausgesetzt werden muss. Oft werden verschiedene Vorgänge parallel angestoßen. Die Abteilung könnte sich also intern um das Budget und die Freigabe durch den Betriebsrat bemühen und gleichzeitig schon den Ausschreibungsauftrag an die Personalabteilung geben, damit die Time to hire nicht unnötig langgezogen wird. Denn obwohl einige Schritte aufeinander aufbauen, wird hier parallel und gestreut gearbeitet, damit Vakanzen schnell gefüllt werden. Das ist gängige Praxis und unproblematisch, wenn alles glattgeht. Du als Bewerber bekommst das erst mit, wenn etwas nicht so funktioniert, wie vom Hiring Manager geplant. Wenn Deine Stelle also auf „on hold“ ist, dann gibt es wenig Möglichkeiten, den Prozess zu beschleunigen. Auch hier solltest Du Dich etwas gedulden und hoffen, dass man Dir das offen kommuniziert. So kannst Du nämlich für Dich entscheiden, ob Du Dich weiter umsiehst oder weiter abwarten möchtest.

Nicht nur in großen Unternehmen, sondern auch bei KMU können die Kommunikationswege lang sein, vor allem dann, wenn sich in dem Unternehmen gerade viel ändert oder mit einem Personalberater oder -dienstleister zusammenarbeitet. Da die Aufgabengebiete von Personalmanagern vielseitiger und umfangreicher werden, wird die Personalbeschaffung immer öfter ausgelagert und es bedarf zusätzlichen Abstimmungsaufwands. Das bedeutet einfach, dass es manchmal etwas länger dauert bis man eine Rückmeldung erhält. Denn statt einer oder zwei Personen aus einem Unternehmen, müssen die Termine von mehreren Personen aus mehreren Unternehmen koordiniert werden. Man kann sich nicht schnell auf dem Flur oder der Teeküche absprechen, sondern hat immer einen längeren Amtsweg. Wenn Du also merkst, dass das Unternehmen Dienstleister beauftragt hat, dann sei nicht zu ungeduldig. Die Arbeit ist oft verlässlicher und die Betreuung während des Bewerbungsprozesses ist wesentlich zuverlässiger.

Du hast nicht perfekt auf den Job gepasst, Du bist ein B+-Kandidat, der den Job bekommt, wenn der A-Kandidat nicht zusagt. Die Stelle muss jetzt vielleicht endlich besetzt werden, aber es gab einfach jemanden mit mehr Erfahrung, (mit mehr relevantem Wissen und mit passenderem Entwicklungspotential, möglicherweise einem besseren Teamfit,) aber der muss erst noch zusagen. Sollte er/sie zusagen, bist Du raus. Wenn nicht, bekommst Du den Job.

Aber willst Du den Job? Die meisten Personaler können nach ein paar Jahren wirklich abschätzen, ob der Bewerber ins Team passt oder nicht. Oft ist noch ein Abteilungsleiter dabei, der sagt, ob man fachlich kompetent ist. Wenn Du also kein A-Kandidat bist, ist der Job wahrscheinlich auch nicht perfekt für Dich. Dementsprechend solltest Du für Dich überlegen, ob Du in einem anderen Unternehmen auf einer anderen Stelle oder in einer anderen Branche glücklicher und erfüllter bist.  

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Warum es sich lohnt, jemanden aus der Arbeitslosigkeit einzustellen

Warum es sich lohnt, jemanden aus der Arbeitslosigkeit einzustellen

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Im März 2018 sind laut Statistik der Agentur für Arbeit über 700.000 Arbeitsstellen als gemeldet verzeichnet.

Warst Du schon einmal arbeitslos und auf Deine Bewerbungen gab es keine positiven Reaktionen? Aktuell gelten 2.545.936 Menschen in Deutschland als arbeitslos. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,7%.[1]

Nicht nur Chefs fragen sich angesichts dieser Zahlen: Wie kann es gleichzeitig so viele offene Stellen und so viele Arbeitslose geben? Wieso kommen die beiden Seiten nicht zusammen? Die Antwort hat vor allem damit zu tun, dass der deutsche Arbeitsmarkt nicht so gut aufgestellt ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Zwar sind die Erwerbstätigenzahlen historisch hoch und die Arbeitslosenzahlen historisch niedrig. Doch davon profitieren vor allem die oberen und mittleren Schichten. 

Die vielfältigen Hintergründe der Erwerbslosigkeit

Neben kurzfristiger Arbeitslosigkeit, die beispielsweise bei einem Jobwechsel oder nach dem Studienabschluss auftreten kann, kann auch eine Erwerbslosigkeit, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, oftmals plausibel begründet sein.

Rund eine Million Menschen gelten als langzeitarbeitslos und haben nahezu keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Oft gilt deren Status quo als Vermittlungshemmnis Nummer 1. Mit den heutzutage zahlreichen Möglichkeiten an Weiterbildungen, Umschulungen oder Coachings stellt sich die Frage, was genau diese hohe Zahl arbeitsloser Menschen erklärt. Es lässt sich nicht leugnen, dass Langzeitarbeitslose zu den auf dem Arbeitsmarkt diskriminierten Gruppen zählen. Dies ist ähnlich präsent, wie die Benachteiligung von Frauen und Migranten.

Im März 2018 sind laut Statistik der Agentur für Arbeit über 778.158 Arbeitsstellen als gemeldet verzeichnet.[2]

Warum also werden die vielen erwerbslosen Menschen für diese Vakanzen nicht berücksichtigt? „Für Ungelernte oder Niedrigqualifizierte ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt noch immer angespannt, für sie haben sich die Aussichten in den vergangenen Jahren kaum verändert“, sagt Alexander Kubis, Leiter der Stellenerhebung beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).  Gleichzeitig fehlen in Deutschland bis 2030 drei Millionen Fachkräfte, prognostiziert das Forschungsinstitut Prognos.

Wer einmal in die Arbeitslosigkeit rutscht, kommt immer schwerer wieder heraus. Denn viele Firmen rekrutieren lieber Angestellte von anderen Firmen, als Arbeitslose. „Wir sehen, dass neue Stellen immer häufiger mit Personen besetzt werden, die aus einem anderen Job kommen. Die sogenannten Sockelarbeitslosen haben es schwer, wieder Fuß zu fassen“, sagt Arbeitsmarktökonom Kubis.[3] Immer mehr Langzeitarbeitslose scheitern an „Vermittlungshürden“, wie es im Behördendeutsch heißt. Häufig sind das chronische Krankheiten, Suchtprobleme oder eine fehlende Berufsausbildung.

Hürden, die bei der Einstellung aus der Arbeitslosigkeit überwunden werden müssen

Zahlreiche Faktoren sind dafür verantwortlich, dass Arbeitgeber davor zurückschrecken, aus der Arbeitslosigkeit anzustellen. Grundsätzlich besteht beim Arbeitgeber natürlich die Angst, dass über den Zeitraum der Erwerbslosigkeit verschiedene Fähigkeiten verlernt wurden, aktuelle Technologien und Entwicklungen verpasst oder der Stillstand die Arbeitsleistung beeinträchtigt haben könnte. Jedoch halten sich viele Arbeitslose über Weiterbildungen oder Eigenengagement auf dem Laufenden.

Kein konkreter Aufenthaltsstatus, eine fehlende Arbeitserlaubnis, das Ausscheiden aus dem Beruf im fortgeschrittenen Alter, Kinder, Krankheiten, Behinderungen und anderes mehr, stellen eine kleine Zusammenfassung der Hürden dar, die die Attraktivität eines potentiellen Arbeitnehmern gegenüber Arbeitgebern schmälern. Daneben müssen natürlich auch die jeweiligen Anforderungen an Bildungsgrad, Ausbildung, absolviertem Studium und/oder auch die Berufserfahrung erfüllt werden.

Diese Spaltung des Arbeitsmarkts ist gefährlich, denn sie zementiert auch soziale Schichten: Akademiker und Fachkräfte sind in aller Regel besser ausgebildet und wohlhabender als Hilfsarbeiter, dennoch profitieren vor allem sie von einem brummenden Arbeitsmarkt. Sie sind doppelte Gewinner, schlecht Qualifizierte hingegen doppelte Verlierer.

Manche Arbeitslose haben oftmals einen wertvollen Erfahrungsschatz vorzuweisen.

Vorteile, die eine Einstellung aus der Erwerbslosigkeit mit sich bringt

Trotz dieser Unsicherheiten bietet die Einstellung aus der Erwerbslosigkeit für potenzielle Arbeitgeber einige nicht zu unterschätzende Vorteile.

Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, erwerbslos sind, zeigen ein stärkeres Engagement und verfügen über eine hohe Sozialkompetenz. Bedingt durch die jahrelange Arbeit und die Lebenserfahrung bringen beispielsweise Arbeitslose der Generation 50+ ein großes Netzwerk mit und oftmals auch die Erfahrung und Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.[4] Auch die Angst vor einer erneuten Phase des Stillstands in Form von Arbeitslosigkeit begründet diese ausgeprägte Motivation. Gerade Arbeitslose, die aufgrund ihres Alters keine neue Stelle finden, aber zuvor viele Jahre aktiv waren, haben oftmals einen wertvollen Erfahrungsschatz vorzuweisen. Brauchen Arbeitgeber in Zeiten schnelllebiger Branchen, Trainees und Langzeitpraktika nicht auch Mitarbeiter, die über Ruhe und Erfahrung verfügen und diese an Nachwuchskräfte weitergeben können?

Eine gezielte Förderung, vor allem der Generation 50+, bzw. eine individuelle Förderung der einzelnen Mitarbeiter, ist von Nöten. Eine erfolgreiche Eingliederung funktioniert hier vor allem über Einzelcoachings und die Aufstellung altersgemischter Teams.

Staatliche Förderung bei Einstellung aus der Erwerbslosigkeit

Weiterhin werden Arbeitgeber durch verschiedene Möglichkeiten auch von staatlicher Seite unterstützt. Der Eingliederungszuschuss der Arbeitsförderung ist in den §§ 88–92 SGB III zusammengefasst. Der Zuschuss bei Einstellung von Langzeitarbeitslosen bestimmt sich nach dem Recht der Grundsicherung für Arbeitsuchende in §16e SGB II. Der Eingliederungszuschuss kann bis zu 50 Prozent des zu berücksichtigenden Arbeitsentgelts und die Förderdauer bis zu zwölf Monate betragen. Bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die das 50. Lebensjahr vollendet haben, kann die Förderdauer bis zu 36 Monate betragen, wenn die Förderung bis zum 31. Dezember 2019 begonnen hat.[5]

In allen Fällen wird vorausgesetzt, dass ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis begründet und dadurch die Arbeitslosigkeit des Arbeitnehmers beendet wird. Grundsätzlich bedeutet das, dass ein Arbeitgeber staatliche Subventionen erhält, wenn er Langzeitarbeitslose einstellt. Adressaten sind hier Arbeitslose mit geringerer Qualifikation, gesundheitlichen Einschränkungen, Berufsrückkehrer und ältere Menschen. Ebenfalls gefördert wird die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen durch das Programm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit.[6] Ziel dessen ist, arbeitsmarktferne Langzeitarbeitslose, die ohne verwertbaren Berufsabschluss (mindestens 35 Jahre alt und seit über 2 Jahren arbeitslos) sind, einzugliedern.

To put it all in a nutshell…

Grundsätzlich lässt sich also zusammenfassen, dass Arbeitslosigkeit nicht zwingend bedeutet, dass Menschen das Know-How verloren haben oder nicht leistungsfähig sind.

Auch als Quereinsteiger, nach einer Weiterbildungsmaßnahme oder einer Auszeit, stellen die meisten Menschen einen Mehrwert für das Unternehmen dar. Die staatliche Förderung und die Besetzung offener Stellen sollten für Arbeitgeber Anreiz genug sein, Menschen auch aus der Arbeitslosigkeit zu rekrutieren.

[1] Statista: Arbeitslosenquote in Deutschland von März 2017 bis März 2018, in: (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1239/umfrage/aktuelle-arbeitslosenquote-in-deutschland-monatsdurchschnittswerte, letzter Zugriff: 12.04.2018).

[2] Bundesagentur für Arbeit, Statistik, in: (https://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/201803/iiia4/gem-stellen/gem-stellen-d-0-201803-pdf.pdf, letzter Zugriff: 13.04.2018).

[3] Götz, Sören; Koschnitzke, Lukas: Wer einmal abrutscht, ist verloren, in: (http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-08/arbeitslosigkeit-arbeitsmarkt-qualifikation-langzeitarbeitslose/komplettansicht, letzter Zugriff: 12.04.2018).

[4] Siemann, Christiane: Ältere Menschen: Besonderheiten und Stärken der Generation 50Plus, in: (https://www.jobware.de/Karriere/Aeltere-Mitarbeiter-Besonderheiten-und-Staerken-der-Generation-50Plus.html, letzter Zugriff: 12.04.2018)

[5] Drittes Sozialgesetzbuch – Arbeitsförderung- sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, in: (https://dejure.org/gesetze/SGB_III/89.html, letzter Zugriff: 13.03.2018).

[6] Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Programm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit, in: (http://www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsmarkt/Modellprogramme/esf-programm-abbau-langzeitarbeitslosigkeit.html, letzter Zugriff 12.04.2018).